spiagei hat geschrieben:Hallo Segfenn,
mit 3 A? Kommt mir etwas viel vor. Habe mal gelesen das der max Ladestrom 2,4 A sein sollte.
Das alles ist für einen Fachmann kein Problem!
1) Die Fachliteratur ist sich einig, dass bei handelsüblichen Lithium-Zellen der Ladestrom 0,6 bis 1 C nicht übersteigen sollte. Dies wären bezogen auf unseren Segway-Akku zulässige Ladeströme im Bereich 3,12 ... 5,2A. Von einer SCHNELL-Ladung des Segway-Akkus würde man allgemeinhin frühestens dann sprechen, wenn der Ladestrom im Bereich 20A und mehr liegen würde - was nicht der Fall ist.
2) Entscheidend ist zunächst einmal, dass die Lithium-Zellen beim 3A-Ladevorgang nicht thermisch gestresst werden dürfen, was die Lebensdauer unnötig verringern würde. Ich achte so z.B. auf die Temperatur der Zellen, welche z.Zt. bei meiner Version mit einem kleinen Sensor recht genau ermittelt wird. Ein fast leerer Akku lädt mit 3,1A ca. 60% in 1 Std. und erwärmt sich dabei von 24°C auf weniger als 35°C; was weit im grünen Bereich ist.
3) Ich habe den Temperatursensor über eine Logik mit einem Relais verbunden. Ab einer Temp. vom 40°C wird das Relais geöffnet, ebenso öffnet das Relais ab einer Klemmenspannung von 81,7V - dies entspricht 3,55V / Zelle. Beide Schwellen sind einstellbar.
4) Mein Schaltnetztteil lädt mit einem konstanten Anfangsstrom von 3,1V welcher zum Ende hin reduziert wird. Es wird dabei ausschließlich nach dem anerkannten CCCV-Ladeverfahren geladen, welches auf Lithium abgestimmt ist.
5) Ebenfalls in der Fachwelt unbestritten: Der Lithium Akku altert umso schneller, je höher seine Zellenspannung ist (es ist u.a. zu vermeiden den Akku ständig geladen zu halten).
Da ich mit Beginn des Balancierens meinen Ladevorgang definitiv abbreche, endet dieser etwas FRÜHER als bei anderen hier besprochenen Ladeverfahren, was der Logik der geringeren Ladeschlußspannung folgend bei meiner Variante die Lebensdauer sogar ERHÖHT.
6) Das Ladeende mit Balancer-Begin füllt den Akku um 1 ... 3% weniger als stundenlang weiter Herumzubalancieren. Diese Differenz ist marginal, in der Reichweite ist die fehlende 0,1Ah nicht festzustellen. Aber auch der Orig.-Segway-Lader lädt die Akkus nicht zu 100% voll, sondern nur bis auf ca. 93% - sonst müsste sich zum Ende des Balancierens eine Akku-Klemmenspannung von fast 84V messen lassen, was NICHT der Fall ist!
Somit lade ich mit Ladestopp am Balancerbeginn etwa 91% (statt 93%) in die Zellen.
7) Ebenfalls vernachlässigbar ist die Zellendrift der Zellen untereinander, was ich nach zig-Lade/Entladevorgängen leicht an einem geöffneten AF-Akku nachweisen konnte: Der mit Restkapazität von 5,1Ah zugekaufte Akku hatte - geladen an einem Orig.-Segway-Ladekabel - zum Ende des Balancierens eine MAXIMALE Zellendrift von 8mV; gemessen mit einem 700,-€ DVM.
Nachdem ich mehrfach ausschließlich wie oben beschrieben geladen hatte, betrug nach EINEM JAHR die max. Zellendrift 10mV - hat also um gigantische 2 mV zugenommen.
Diese Werte wurden bei meinem Orig.-Segway-Akku (Rev. AF) ermittelt und sind natürlich keine Referenz für andere Akkus, zeigen aber, dass die tatsächliche Drift hier vertretbar gering ist und auch nicht sprunghaft auseinanderläuft, wie oft angenommen.
8) Trotz nahezu vernachlässigbare Zellendrift bestünde für Bedenkenträger immer noch die Möglichkeit, zwischenzeitlich dem Akku eine Zellenkur zu gönnen und diesen an einem Orig.-Seg. Schonzuladen mit anschließendem Dauerbalancieren...
9) Bei Bedarf ließe sich auch noch wesentlich tiefer in die Thematik einsteigen und jeder einzelne Punkt weiter präzisieren.
edit bzw. Zusatz zur Lagerungsfrage des TS: Bei Nichtbenutzung des Segways lagere ich die demontierten Akkus im Keller bei einem SOC von 50...60%. Damit erhöhe ich nicht nur den Wert meiner Akkus, vielmehr werde ich eine höhere Akku-Lebensdauer erwarten können, als sich diese bei Fahrzeugen einstellt, die Tag und Nacht an der Steckdose hängen!