Auswahl eines Segway Seaters
Verfasst: 21.03.2015 11:26
Liebe Forengemeinde,
ich bin jetzt seit einigen Wochen stolzer Besitzer eines Segway Seaters (Segaway Rollstuhls, Aktivrollstuhls). Nach dem ich zum ersten Mal auf der Rehacare 2013 so einen Rollstuhl gesehen und ausprobiert habe, hielt mich der hohe Preis von der Anschaffung ab. Ich bin Maschinenbauingenieur und natürlich hatte auch ich, wie viele andere, den Gedanken einen Segway umzubauen und so Geld zu sparen. Da ich viele Jahre als Konstrukteur gearbeitet habe, Zugriff auf eine 3D-Software und eine gut ausgestattete Werkstatt habe, wäre es mir sicherlich möglich gewesen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ich habe mich dagegen entschieden, da bei mir die Zeiten vorbei sind, dass ich die Kraft hätte, um wochenlang an meinen selbstgebauten Rollstuhl zu schrauben und zu optimieren. Trotzdem habe ich großen Respekt vor denen, die diesen Weg trotz ihrer Behinderung gegangen sind.
Nachdem ich mich für kaufen entschieden hatte, musste natürlich entschieden werden, welches Modell das für mich richtige ist. Dazu habe ich an Genny, Addseat, Freee, myfrankie und mobilitycube folgende Fragen geschickt:
Wo befindet sich die Lenkstange beim Aufsteigen?
Welche lichte Höhe wird beim Verlanden in ein Auto benötigt?
Welche Laderampenwinkel erfordert die Fußstütze?
Welche Bremsverzögerung ist, bedingt durch die Rückenlehne, möglich?
Fahren die Stützen elektrisch oder mechanisch aus?
Welche Abfahrtsneigung ist gefahrlos befahrbar?
Bis zu welcher Geländeneigung können die Stützen unfallfrei ein oder ausgefahren werden?
Behindern die Beine die Lenkbewegung der Lenkstange?
In welcher Höhe befindet sich die Sitzfläche relativ zum Straßenniveau?
In welcher Höhe befindet sich die Fußstütze relativ zum Straßenniveau?
Lässt sich die Fußstütze verstellen?
Liegt für das Model eine Straßenzulassung für Deutschland (TÜV) vor?
Können die Stützen eingefahren werden, ohne dass der Segway eingeschaltet ist?
Gibt es eine Lösung für das Ausfahren der Stützen am Strand?
Wie groß ist die lichte Höhe zwischen Stützen und Straßenniveau, d.h. wie hoch dürfen zu überfahrende Hindernisse sein, ohne das es zu Beschädigungen kommt?
Wie oft muss Ihr Modell gewartet werden?
An welchem Standort wird gewartet oder repariert?
Wie gelangt der Segway an den Wartungs- oder Reparaturort?
Wie lange ist die Garantiezeit?
Lassen sich auf Ihrem Modell breitere Reifen montieren?
Werden Fehlbedienungen durch Ihr Modell verhindert und wenn ja welche?
Kann es bei Ihrem Modell zu Situationen kommen, bei denen man stürzen kann?
Kann Ihr Modell von einer Person ein Auto geschoben werden?
Wie schwer ist Ihr Modell mit Segway?
Erlauben die Stützen und die Fußstütze das überfahren von Bordsteinen?
Ist die Rückenlehne klappbar?
Haben die Stützen eine Sicherheitszwischenstufe?
Alle Anbieter haben die Fragen beantwortet, bis auf myfrankie. Nach einem Telefonat mit der Geschäftsführerin, habe ich entschieden, mich mit myfrankie nicht weiter zu beschäftigen.
Probegefahren bin ich Genny, Freee und Addseat.
Mir hat bei Addseat der bewegliche Sitz sehr gut gefallen. Bremsen und beschleunigen ist sehr angenehm und einfach. In diesem Punkt ist der Addseat allen anderen Modellen überlegen. Optisch ist der Addseat nicht sehr ansprechend. Die Stützen sehen gebrechlich aus. Gegen den Addseat habe ich mich aus folgendem Grund entschieden: Es gibt zwei Griffe, die betätigt werden müssen, um die Stützen auszufahren. Dies und die Optik haben mich trotz des tollen Sitzes gegen Addseat entscheiden lassen.
Zu Genny gibt es viel im Internet zu lesen und zu sehen. Gelungenes Design, tolles Gerät. Allerdings bin ich 1,86 cm groß. Ich hatte den Eindruck, dass ich bei Genny eigentlich höher sitzen müsste, denn für mich waren die flaps im Beinbereich störend. Dazu kommt, dass die Genny nicht wirklich auf TÜV und Straßenzulassung in Deutschland vorbereitet scheint. Mir wurde eine Genny mit TÜV angeboten, aber das geht dann auf kosten vom Design. Auch die Vertriebssituation war im Februar 2015 in Deutschland schwierig.Da ich in der Nähe der holländischen Grenze wohne, war ich mit Genny NL in Kontakt.
Der Freee ist 15 kg leichter, was meiner Frau beim Rollen des Freee in den Kofferraum sehr gefallen hat. Meine Füße werden auf der Fußstütze gutgeschützt, wenn ich mal irgendwo gegen fahren sollte. Der Sitz lässt sich schnell und einfach verstellen. Die Lehne lässt sich einfach abnehmen. Der Freee lässt sich über die Rampen in den Kofferraum rollen, ohne dass man auf den Sitz drücken muss. Alles wirkt sehr durchdacht und wertig.
Ich habe mich dann für den Freee entschieden, weil er 20 km/h schnell ist, leichter ist und eine brauchbare TÜV-Vorbereitung hat.
Vor dem Kauf habe ich mir noch ein Gutachten vom Amtsarzt besorgt, denn sonst kann man die Kosten nicht bei der Steuer absetzen. Rechtzeitig zur Lieferung war das Mofakennzeichen da und somit war der Freee von Tag 1 an Haftpflicht und Vollkasko versichert. Unser Straßenverkehrsamt hat die mitgelieferten TÜV Unterlagen problemlos akzeptiert und für die Zulassung vom Freee abgestempelt.
Die Bedienungsanleitung vom Freee ist 91 Seiten stark und ist hervorragend gemacht.
Ich bin persönlich davon überzeugt, dass bei den Modellen mit elektrischen Stützen, also bei Genny und Freee, der Freee die technisch bessere Wahl ist und sich langfristig gegen Genny durchsetzen wird, sofern bei Genny keine Weiterentwicklung erfolgt.
Für Interessierte werde ich an dieser Stelle über meine weiteren Erfahrungen mit dem Freee berichten.
Viele Grüße
Ralf
ich bin jetzt seit einigen Wochen stolzer Besitzer eines Segway Seaters (Segaway Rollstuhls, Aktivrollstuhls). Nach dem ich zum ersten Mal auf der Rehacare 2013 so einen Rollstuhl gesehen und ausprobiert habe, hielt mich der hohe Preis von der Anschaffung ab. Ich bin Maschinenbauingenieur und natürlich hatte auch ich, wie viele andere, den Gedanken einen Segway umzubauen und so Geld zu sparen. Da ich viele Jahre als Konstrukteur gearbeitet habe, Zugriff auf eine 3D-Software und eine gut ausgestattete Werkstatt habe, wäre es mir sicherlich möglich gewesen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ich habe mich dagegen entschieden, da bei mir die Zeiten vorbei sind, dass ich die Kraft hätte, um wochenlang an meinen selbstgebauten Rollstuhl zu schrauben und zu optimieren. Trotzdem habe ich großen Respekt vor denen, die diesen Weg trotz ihrer Behinderung gegangen sind.
Nachdem ich mich für kaufen entschieden hatte, musste natürlich entschieden werden, welches Modell das für mich richtige ist. Dazu habe ich an Genny, Addseat, Freee, myfrankie und mobilitycube folgende Fragen geschickt:
Wo befindet sich die Lenkstange beim Aufsteigen?
Welche lichte Höhe wird beim Verlanden in ein Auto benötigt?
Welche Laderampenwinkel erfordert die Fußstütze?
Welche Bremsverzögerung ist, bedingt durch die Rückenlehne, möglich?
Fahren die Stützen elektrisch oder mechanisch aus?
Welche Abfahrtsneigung ist gefahrlos befahrbar?
Bis zu welcher Geländeneigung können die Stützen unfallfrei ein oder ausgefahren werden?
Behindern die Beine die Lenkbewegung der Lenkstange?
In welcher Höhe befindet sich die Sitzfläche relativ zum Straßenniveau?
In welcher Höhe befindet sich die Fußstütze relativ zum Straßenniveau?
Lässt sich die Fußstütze verstellen?
Liegt für das Model eine Straßenzulassung für Deutschland (TÜV) vor?
Können die Stützen eingefahren werden, ohne dass der Segway eingeschaltet ist?
Gibt es eine Lösung für das Ausfahren der Stützen am Strand?
Wie groß ist die lichte Höhe zwischen Stützen und Straßenniveau, d.h. wie hoch dürfen zu überfahrende Hindernisse sein, ohne das es zu Beschädigungen kommt?
Wie oft muss Ihr Modell gewartet werden?
An welchem Standort wird gewartet oder repariert?
Wie gelangt der Segway an den Wartungs- oder Reparaturort?
Wie lange ist die Garantiezeit?
Lassen sich auf Ihrem Modell breitere Reifen montieren?
Werden Fehlbedienungen durch Ihr Modell verhindert und wenn ja welche?
Kann es bei Ihrem Modell zu Situationen kommen, bei denen man stürzen kann?
Kann Ihr Modell von einer Person ein Auto geschoben werden?
Wie schwer ist Ihr Modell mit Segway?
Erlauben die Stützen und die Fußstütze das überfahren von Bordsteinen?
Ist die Rückenlehne klappbar?
Haben die Stützen eine Sicherheitszwischenstufe?
Alle Anbieter haben die Fragen beantwortet, bis auf myfrankie. Nach einem Telefonat mit der Geschäftsführerin, habe ich entschieden, mich mit myfrankie nicht weiter zu beschäftigen.
Probegefahren bin ich Genny, Freee und Addseat.
Mir hat bei Addseat der bewegliche Sitz sehr gut gefallen. Bremsen und beschleunigen ist sehr angenehm und einfach. In diesem Punkt ist der Addseat allen anderen Modellen überlegen. Optisch ist der Addseat nicht sehr ansprechend. Die Stützen sehen gebrechlich aus. Gegen den Addseat habe ich mich aus folgendem Grund entschieden: Es gibt zwei Griffe, die betätigt werden müssen, um die Stützen auszufahren. Dies und die Optik haben mich trotz des tollen Sitzes gegen Addseat entscheiden lassen.
Zu Genny gibt es viel im Internet zu lesen und zu sehen. Gelungenes Design, tolles Gerät. Allerdings bin ich 1,86 cm groß. Ich hatte den Eindruck, dass ich bei Genny eigentlich höher sitzen müsste, denn für mich waren die flaps im Beinbereich störend. Dazu kommt, dass die Genny nicht wirklich auf TÜV und Straßenzulassung in Deutschland vorbereitet scheint. Mir wurde eine Genny mit TÜV angeboten, aber das geht dann auf kosten vom Design. Auch die Vertriebssituation war im Februar 2015 in Deutschland schwierig.Da ich in der Nähe der holländischen Grenze wohne, war ich mit Genny NL in Kontakt.
Der Freee ist 15 kg leichter, was meiner Frau beim Rollen des Freee in den Kofferraum sehr gefallen hat. Meine Füße werden auf der Fußstütze gutgeschützt, wenn ich mal irgendwo gegen fahren sollte. Der Sitz lässt sich schnell und einfach verstellen. Die Lehne lässt sich einfach abnehmen. Der Freee lässt sich über die Rampen in den Kofferraum rollen, ohne dass man auf den Sitz drücken muss. Alles wirkt sehr durchdacht und wertig.
Ich habe mich dann für den Freee entschieden, weil er 20 km/h schnell ist, leichter ist und eine brauchbare TÜV-Vorbereitung hat.
Vor dem Kauf habe ich mir noch ein Gutachten vom Amtsarzt besorgt, denn sonst kann man die Kosten nicht bei der Steuer absetzen. Rechtzeitig zur Lieferung war das Mofakennzeichen da und somit war der Freee von Tag 1 an Haftpflicht und Vollkasko versichert. Unser Straßenverkehrsamt hat die mitgelieferten TÜV Unterlagen problemlos akzeptiert und für die Zulassung vom Freee abgestempelt.
Die Bedienungsanleitung vom Freee ist 91 Seiten stark und ist hervorragend gemacht.
Ich bin persönlich davon überzeugt, dass bei den Modellen mit elektrischen Stützen, also bei Genny und Freee, der Freee die technisch bessere Wahl ist und sich langfristig gegen Genny durchsetzen wird, sofern bei Genny keine Weiterentwicklung erfolgt.
Für Interessierte werde ich an dieser Stelle über meine weiteren Erfahrungen mit dem Freee berichten.
Viele Grüße
Ralf